Künzelsau,
24
September
2020
|
16:11
Europe/Amsterdam

12. Würth-Preis für Europäische Literatur an David Grossman verliehen

Zusammenfassung

Der israelische Schriftsteller David Grossman ist am Mittwoch, 23. September, mit dem 12. Würth-Preis für Europäische Literatur ausgezeichnet worden. Die Stiftung Würth ehrte ihn bei einer Preisverleihung via Skype, da der Autor coronabedingt nicht aus Israel ausreisen konnte.

Für die Jury, bestehend aus dem Vorsitzenden Harald Unkelbach, Anna Maria Carpi, Harald Hartung, Sigrid Löffler, Péter Nádas, Christoph Ransmayr, Denis Scheck und Jürgen Wertheimer, haben „seine moralische Integrität, seine Unbestechlichkeit und sein Mut David Grossman zu einer Stimme aus Israel werden lassen, die in der ganzen Welt gehört wird“.

„Grossmans literarische Arbeit gilt nicht nur der versunkenen und zerstörten Welt des osteuropäischen Judentums. Mit gleicher Intensität setzt er sich mit dem modernen Israel auseinander“, begründete die Jury weiter. Die Verleihung des Preises an den europäisch geprägten Schriftsteller, geboren 1954 in Jerusalem als Nachfahre polnischer Einwanderer, wolle sie in Zeiten des aufkeimenden Antisemitismus auch als Zeichen der kulturellen Verbundenheit verstanden wissen.

Das Publikum in Deutschland kennt David Grossman, „nicht nur als Autor von Romanen und Kinderbüchern, sondern auch als politisch engagierten Bürger“, betonte Ulrich Raulff, Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen und zuvor bis 2018 Direktor des Deutschen Literaturarchivs in Marbach, in seiner Laudatio. „Seit dem Verstummen seines Freundes Amos Oz gilt seine Stimme als die wichtigste seines Landes und seiner Zivilgesellschaft. Seine kritischen Kommentare der israelischen Politik werden aufmerksam registriert.“ Raulff hob in seiner Laudatio den genauen Blick des Schriftstellers auf Details hervor. „Aus seinem Lebenswerk spricht die politische Grundüberzeugung David Grossmans: Wer die Menschen daran erinnern will, dass sie nicht dazu verdammt sind, mit dem Schwert zu leben und durchs Schwert zu sterben, wer Worte finden will, um ein Gespräch auch unter Feinden anzuknüpfen, der muss das Ohr haben, auf den anderen zu hören. Das Gehör, lehrt David Grossman, ist unser humanster Sinn.“

„Ich bin ein jüdischer Israeli, der im Mittleren Osten lebt, und den Dialog mit der EU, mit den USA, mit Lateinamerika, mit Asien und mit Palästina sucht“, beschrieb David Grossman bei der Ehrung eine Intention seines Schreibens. Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung Würth: „David Grossman ist einer der Menschen, von denen die Welt Zehntausende, wenn nicht Millionen bräuchte. Einer, der den Willen hat, Kompromisse zu suchen und die andere Seite wirklich zu verstehen.“

Im August erschien Grossmans neues, von der Literaturkritik hochgelobtes Buchs „Was Nina wusste“, das als Kriegsbericht, Liebesgeschichte und Familienhistorie zugleich erzählt, wie sich das Trauma eines Verrats in der Familie fortpflanzt. Grossmans 700 Seiten starkes Opus magnum, „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“, war 2008 erschienen. 2008 erhielt der Schriftsteller den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2017 den internationalen Man-Booker-Preis. Der 66-Jährige setzt sich als Friedensaktivist für eine Aussöhnung im Nahen Osten ein.

Über den Würth-Preis für Europäische Literatur

Der mit 25.000 Euro dotierte Würth-Preis für Europäische Literatur würdigt literarische Bemühungen um die kulturelle Vielfalt Europas. Er wird alle zwei Jahre vergeben, vor allem an Persönlichkeiten, die im Schnittpunkt unterschiedlicher Kulturen arbeiten, die sich mit europäischen Traditionen auseinandersetzen oder sich Erfahrungen widmen, die in ihrem Land durch europäische Einflüsse entstanden sind. Die literarische Gattung spielt bei der Verleihung des Würth-Preises für Europäische Literatur keine Rolle. Die Jurymitglieder gehören als Literatur- und Kulturvermittler verschiedenen Sparten an. Die Preisträger seit 1998:

  • 2020 David Grossman
  • 2018 Christoph Ransmayr
  • 2016 Peter Handke
  • 2014 Péter Nádas
  • 2012 Hanna Krall
  • 2010 Ilija Trojanow
  • 2008 Peter Turrini
  • 2006 Herta Müller
  • 2004 Harald Hartung
  • 2002 Claude Vigée
  • 2000 Claudio Magris
  • 1998 Hermann Lenz

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