25
Januar
2018
|
09:18
Europe/Amsterdam

Neue Studie zur Wirtschaftskompetenz von Jugendlichen in Baden-Württemberg veröffentlicht

Zusammenfassung

„Ökonomische Kompetenzen Jugendlicher in Baden-Württemberg“ – so lautet der Titel einer am 24. Januar veröffentlichten Studie zum Wirtschaftswissen baden-württembergischer Schülerinnen und Schüler. Die unter der Leitung von Prof. Dr. Günther Seeber von der Universität Koblenz-Landau durchgeführte und durch die MTO Psychologische Forschung und Beratung GmbH Tübingen begleitete Studie wurde von der Stiftung Würth gefördert. Sie erfolgte mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.

Für die Studie wurden im Jahr 2016 insgesamt 2.333 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 und 10 an Werkrealschulen und Realschulen sowie in Klasse 11 des Gymnasiums befragt, um die ökonomische Kompetenz der Jugendlichen und ihre Einstellung zu Wirtschaftssachverhalten zu erfassen und miteinander in Verbindung zu bringen.

Methodik vergleichbar mit großen Wissensstudien

Die Vorgehensweise dieser Studie ist angelehnt an große Kompetenzstudien, wie zum Beispiel PISA. Die Aufgaben sind so gestaltet, dass sie dazu auffordern, die Handlungsfolgen ökonomischer Entscheidungen zu analysieren und zu bewerten sowie politische Zusammenhänge aus ökonomischer Sicht zu beurteilen. Den Schülern werden dabei Fragen gestellt wie z.B.:

  • Warum verdient ein Profifußballer in der Regel mehr als ein Profihandballer?
  • Darf der Deutsche Bundestag die Mehrwertsteuer senken, um den Konsum zu stärken?
  • Wo kann man in einer Rechnung die Versandkosten für die bestellten Artikel ablesen?
  • Welche besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften brauchen erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer?

Die Ergebnisse erlauben eine Kompetenzdifferenzierung nach Klassenstufen und Schularten. Sie liefern Hinweise auf Zusammenhänge zwischen vielerlei Faktoren wie Geschlecht, Bildungshintergrund der Eltern usw., und dem Kompetenzniveau. Für die Kursstufe des Gymnasiums ist außerdem ein Vergleich zwischen den Leistungen mit und ohne Fachunterricht möglich.

Einige Ergebnisse der aktuellen Studie

Schulartenvergleich: Schülerinnen und Schüler am Gymnasium schneiden erwartungsgemäß auf der gleichen Klassenstufe besser ab als jene von der Realschule; Schülerinnen und Schüler der Realschule besser als jene der Werkrealschule.

Klassenstufe: In jeder Schulart nimmt das Niveau ökonomischer Kompetenz mit fortschreitender Klassenstufe zu. Der stärkste Effekt war in der Werkrealschule von Klasse 9 nach Klasse 10 zu beobachten.

Fachunterricht: Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse mit Fachunterricht Wirtschaft waren besser als jene ohne Fachunterricht. Der Effekt war aber nicht signifikant.

Migrationshintergrund: Schülerinnen und Schüler, bei denen mindestens ein Elternteil im Ausland geboren wurde, schneiden schlechter ab als die anderen. Der Effekt war besonders groß, wenn sie zuhause in der Kindheit eine Fremdsprache gesprochen hatten.

Einstellungen: Es gibt nur sehr geringe Zusammenhänge zwischen Einstellungen und ökonomischer Kompetenz. Am stärksten war der Effekt bei der Skala Einkommensverteilung. Stimmten Schülerinnen und Schüler eher einer Angleichung aller Einkommen oder einer gleichen Verteilung des Gewinns auf Unternehmer/innen und Arbeitnehmer/innen zu, hatten sie ein etwas schlechteres Testergebnis.

Intention Studie und Zielsetzung der Stiftung Würth

Prof. Dr. Günther Seeber von der Universität Koblenz-Landau stand bei der Durchführung der Studie im ständigen Austausch mit Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth. Dieser hatte in seiner Zeit am Interfakultativen Institut für Entrepreneurship an der damaligen Technischen Universität Karlsruhe bereits im Jahr 2001 gemeinsam mit Prof. Dr. Hans Joachim Klein die Situation in baden-württembergischen Schulen analysiert. Er war zu dem Schluss gekommen, dass sowohl das ökonomische Faktenwissen zu Alltagsphänomenen als auch das lehrplanbezogene Wirtschaftswissen der Jugendlichen defizitär sei.

Auch die damals befragten Schulleiter und fachaffinen Lehrkräfte hatten mehrheitlich den bis dato praxisfernen Unterricht bzw. die zu geringe Zahl an Unterrichtsstunden kritisiert und für mehr Wirtschaftsunterricht plädiert. Damals waren die Leistungsunterschiede nach Schulart und Geschlecht gravierend gewesen.

Grund genug für Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, 2005 das Kompetenzzentrum Ökonomische Bildung unter dem Dach der Stiftung Würth ins Leben zu rufen und seitdem mit zahlreichen Aktivitäten - wie beispielsweise dem Würth Bildungspreis oder dem Wirtschaftspraxisprogramm für Lehrkräfte - Schule näher an Wirtschaftsthemen heranzuführen. Seit Gründung besteht eine enge Kooperation mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.

Aber auch in Baden-Württembergs Bildungslandschaft hat sich seit 2001 viel verändert: An den Gymnasien wurde das 4-stündige Wahlkernfach „Wirtschaft“ in der Kursstufe eingeführt, an den Hauptschulen, Werkrealschulen und Realschulen wurden entsprechende Fächerverbünde gebildet. Mit dem neuen Bildungsplan 2016 wurde im Sinne einer ökonomischen Allgemeinbildung das eigenständige Fach Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung in die Lehrpläne aller Schulen in Baden-Württemberg integriert.

Die Kompetenzmessung der aktuellen Studie aus dem Jahr 2016 darf nun als Auftakt einer Reihe von weiteren Studien verstanden werden, um die Einführung des Fachs Wirtschaft / Berufs- und Studienorientierung zu begleiten. Im Jahr 2021 werden die Ergebnisse der Langzeiterhebung in den Klassen 7 bis 10 veröffentlicht.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.wiko.uni-landau.de

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