Künzelsau,
21
Oktober
2019
|
15:11
Europe/Amsterdam

Zwischen Pathos und Pastos. Christopher Lehmpfuhl in der Sammlung Würth.

Zusammenfassung

Christopher Lehmpfuhl (*1972) gilt als Shootingstar des zeitgenössischen Realismus. Ungewöhnlich für einen heutigen Künstler, doch der Berliner malt im Freien, bei Wind und Wetter, trägt mit den Händen dicke Schichten Ölfarbe direkt auf die Leinwand auf, und alle Arbeiten, häufig mehr Bildskulptur als Gemälde, entstehen sofort vor Ort. Das Museum Würth widmet Lehmpfuhl ab 22. Oktober 2019 die große Werkschau „Zwischen Pathos und Pastos“ mit rund 70 großformatigen Landschaftsbildern und Stadtansichten. Die Gemälde stammen überwiegend aus der Sammlung Würth und sind ergänzt um wenige Arbeiten aus dem Atelier des Künstlers.

Zu sehen sind kraftvolle, plastische Großstadtmotive aus seiner Heimatstadt Berlin wie die „Gleise an der Bornholmer Brücke“ (2004), „Die neue Mitte“ (2008) und mit ihr der „Schlossplatz im Wandel“ (2011), den Lehmpfuhl seit über elf Jahren in einem großen Bildzyklus beobachtet. Von seinen zahlreichen Malreisen finden sich auch beeindruckende Motive aus anderen deutschen Städten etwa das Lübecker „Holstentor“ (2011) oder die Hamburger „Landungsbrücken“ (2009). Als Landschaftsmotive erwachen ein „Sturm auf Helgoland“ (2014), der Berg „Watzmann“ (2008), ein „Lavafeld, Landmannalaugar“ (2016) auf Island oder eine „Indische Strandszene“ (2003) auf seinen Bildern zum Leben. Beim Rundgang können die Betrachter in Sekundenschnelle von der Stadt aufs Land wechseln, von den Bergen zum Meer und Christopher Lehmpfuhl visuell bei seinen Malreisen in alle Welt begleiten. Erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen ist eine im vergangenen Jahr entstandene Reihe Schwarz-Weiß-Ölbilder, eine ganz persönliche Hommage an Lehmpfuhls verstorbene Eltern, die er seinen „bislang persönlichsten Zyklus“ nennt.

Licht und Bewegung kennzeichnen Christopher Lehmpfuhls Werke. Mit dem Licht schlägt er den Bogen zur Freilichtmalerei des 19. Jahrhunderts und entwickelt sie gleichzeitig mit eigenem, unverwechselbaren Stil weiter. „Mir ist es wichtig, das Gemalte zu erleben. Ich male auch im Winter bei Minusgraden, bei Sturm und Regen, bei Hitze und bei schönem Wetter. All diese Elemente fließen unbewusst in meine Malerei mit ein. Meine Bilder sind quasi erlebte Natur“, sagt Christopher Lehmpfuhl. Weiter berichtet der Künstler, von Kunstkritikern „Allwettermaler“ getauft, dass die Konsistenz der Farbe sich mit den Temperaturen verändert. Bei Hitze werde sie flüssig und verlaufe wie von selbst auf der Leinwand, während sie bei Kälte zäh sei „wie Eiscreme“, und so beeinflussten auch diese Aspekte das Bild.

Von Nahem betrachtet wirken die Farbgebirge auf seinen Bildern, in denen man oft die Spuren der Finger nachvollziehen kann, sehr haptisch und beinahe abstrakt. Oft an die zwei mal zwei Meter groß, entfalten die Arbeiten erst die volle Wirkung, wenn man ein paar Schritte zurück tritt. Dann werden die gezeigten Orte lebendig, entsteht aus den Farbwülsten plötzlich eine Küstenansicht.

„In der Landschaftsmalerei zeigt sich am deutlichsten, dass der Künstler keine Landschaft, sondern ein Bild malt, wobei er mühelos die Kunstgeschichte aller Ismen von Impressionismus über Expressionismus, Kubismus bis zu Realismus schultert“, sagt die Direktorin der Sammlung Würth C. Sylvia Weber, die die Schau gemeinsam mit Kirsten Fiege und Natascha Häutle vom Museum Würth und in Zusammenarbeit mit Christopher Lehmpfuhl kuratiert hat.

Dass die Ausstellung allein aus dem Bestand der Sammlung Würth heraus möglich ist und nur durch wenige ausgewählte Leihgaben ergänzt wird, zeigt das ihr Engagement und das des Sammlers Reinhold Würth. die Werke von Lehmpfuhl schätzt. Seit mehr als 15 Jahren unterstützt die Sammlung Würth den Künstler mit Ankäufen, sodass die Kuratorinnen auf ein Konvolut von mehr als 60 Gemälden und Aquarellen blicken konnten, die von 2001 bis heute den künstlerischen Weg Lehmpfuhls nachzeichnen und nun einem breiten Publikum vorgestellt werden.

Christopher Lehmpfuhl

Christopher Lehmpfuhl, 1972 in Berlin geboren, erhielt 1985 bis 1992 Malunterricht bei Wolfgang Prehm und studierte von 1992 bis 1998 als Meisterschüler bei Klaus Fußmann an der Hochschule der Künste in Berlin. Er ist Mitglied im Verein Berliner Künstler, im Künstlersonderbund, in der Neuen Gruppe (München) und bei den Norddeutschen Realisten. Von 2006 bis 2010 und 2014 war Lehmpfuhl Dozent an der Akademie für Malerei in Berlin. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2004 war er Finalist des Europäischen Kunstpreises der Triennale in Mailand. 2016 veröffentlicht die Neue Zürcher Zeitung erstmals eine Kunstedition mit 22 seiner Zürich-Bilder. Christopher Lehmpfuhl lebt in Berlin.

Kunst bei Würth

Kunst und Kultur gehören untrennbar zur Würth-Gruppe. Ob bildende Kunst, Literatur, Musik oder andere Kunstformen: Ihre starke Präsenz ist Ausdruck der Unternehmenskultur. Die von Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth aufgebaute Sammlung Würth umfasst derzeit mehr als 18.000 Kunstwerke. Bei freiem Eintritt wird sie in vier Museen in Deutschland sowie in zehn Kunstdependancen an Unternehmenssitzen der europäischen Gesellschaften gezeigt. Das Museum Würth in Künzelsau, Baden-Württemberg, am Hauptsitz der Würth-Gruppe, entstand 1991 als weltweit erstes Ausstellungshaus integriert in eine Konzernzentrale. Exemplarisch seien weiter die Würth Philharmoniker, das Würth Open Air, das Kulturhaus Würth mit Bibliothek Frau Holle und die Würth Literaturpreise genannt.

Ein Portrait von Christopher Lehmpfuhl auf Helgoland 2014 finden Sie nachfolgend. Foto: Florian Selig

Unternehmen

This is not a valid email address.
This module is undergoing maintenance so the subscribe attempt failed. Please try again in one hour.

Kunst & Kultur

This is not a valid email address.
This module is undergoing maintenance so the subscribe attempt failed. Please try again in one hour.